SPIEGEL ONLINE: In "Wild Wild West" spielen Sie mal wieder ein abgebrühtes Unschuldslamm. Das scheint Ihre Spezialität zu sein.
Hayek: Wirklich? Ich interpretiere meine Rollen eher als die von Frauen, die clever genug sind, das zu erreichen, was sie wollen. Genauer: Was ihnen zusteht.
SPIEGEL ONLINE: Sind Sie wegen dieser Einstellung auch von der katholischen Mädchenschule geflogen?
Hayek: Ich bin nicht rausgeflogen. Ich war kurz davor, da bin ich freiwillig gegangen.
SPIEGEL ONLINE: Was haben Sie denn Schreckliches verbrochen?
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| "Wild Wild West"-Star Hayek: "Warum sollen sich immer nur die Girls ausziehen?" |
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Hayek: Ich war so um die dreizehn. Und ich habe nichts wirklich Aufregendes gemacht. Lediglich die Köche der Schule mit Tequila bestochen, damit sie mir ein anderes Essen bereiteten. Das Essen an der Schule war ungenießbar.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben immer noch Knatsch mit der katholischen Kirche. Schon ungewöhnlich für eine Mexikanerin.
Hayek: Ach, das ist wegen meines Films "Dogma". Da gibt es eine Gruppe von Christen, die haben gegen den Film protestiert. Dabei hat ihn keiner von denen gesehen. Aber die protestieren automatisch gegen alles, was so aussieht, als könnte es die katholische Kirche in ein schlechtes Licht rücken.
SPIEGEL ONLINE: Sind Sie denn praktizierende Katholikin?
Hayek: Ich bin sehr gläubig erzogen worden und aufgewachsen. Ich war sogar Altarmädchen und habe eine Auszeichnung für mein gutes Verhalten bekommen. Gleichzeitig habe ich strenge Regeln abgelehnt, und so halte ich es noch heute. Ich gehe nicht regelmäßig zur Sonntagsmesse. Aber ich mag die schönen Rituale, und manchmal gehe ich zur Beichte.
SPIEGEL ONLINE: Allerdings wohl nicht wegen Unkeuschheit. Haben Sie sich bei "Wild Wild West" wirklich geweigert, mehr Haut als üblich zu zeigen?
Hayek: Ja, ich habe mich strikt geweigert. Ich wollte mich nicht in eine Sexhäschen-Rolle drängen lassen. Warum sollen sich immer nur die Girls ausziehen? Barry blieb ganz cool und rief Will Smith zu uns. Die Tür ging auf und Will spazierte - mit einem Blick, als sei dies das Normalste der Welt - splitternackt ins Zimmer. Das müssen die beiden untereinander ausgemacht haben. Jedenfalls habe ich mich halb totgelacht und dazu durchgerungen, doch etwas großzügiger zu sein.
SPIEGEL ONLINE: Sie produzieren auch immer öfter selbst. Die meisten Schauspieler tun das nur, um zusätzlich Geld zu verdienen.
Hayek: Gegen Zubrot ist nie etwas einzuwenden. Aber in meinem Fall geht es um etwas anderes. Zum einen kann ich durchsetzen, daß Themen verfilmt werden, die mir wichtig sind - wie etwa der jetzt anlaufende Film "The Velocity of Gary", in dem es um eine moderne Tragödie in den Straßen von New York geht. Zum anderen möchte ich etwas für Talente in Lateinamerika tun. Ich habe beste Kontakte in Hollywood, die ich mit den begabtesten Autoren und Regisseuren in Mexiko, Argentinien oder auch Spanien verkuppeln kann.
SPIEGEL ONLINE: Eines Ihrer größten Projekte wird wohl die Filmbiographie von Frida Kahlo werden. Sie spielen die Hauptrolle und werden den Film auch selber produzieren. Madonna wollte die Rolle schon seit Jahren, nun machen Sie das Rennen.
Hayek: Ich bin Madonna sehr dankbar, daß sie so starkes Interesse an dem Thema zeigte. Dadurch wurde Frida Kahlo in den Staaten sehr bekannt. Ich bin auch sicher, daß sie nichts dagegen hat, wenn ich die Rolle jetzt spiele. Denn ich stamme aus Mexiko, ich bin mit dem Leben der Künstlerin seit meiner Kindheit vertraut.
SPIEGEL ONLINE: Als Sie nach "Desperado" beim Filmfestival in Cannes waren, hat kaum jemand nach einem Autogramm gefragt. Jetzt wurden Sie von den Paparazzi und Fans auf Schritt und Tritt gejagt.
Hayek: Ich habe mich noch nicht an diese unglaubliche Reaktion gewöhnt. Deshalb genieße ich jede Minute davon.
